Wir machen den Abflug, aber mit Stil
Nach der Erfahrung von gestern, versuchen gar nicht erst, gemeinsam unten zu frühstücken. Ich organisiere Kaffee, O-Saft und ein paar Teilchen und wir essen auf dem Zimmer. Wir lassen uns Zeit, da wir außer nachhause zu fliegen nichts weiter geplant haben.
Ich hatte ursprünglich überlegt, ob man sich in L.A. noch irgendwas anschaut, aber wir sind irgendwie gesättigt. Da wir mit unseren Tickets auch die Lounge der Star Alliance am Flughafen nutzen können, wird die Wartezeit zumindest bequem und mit guter Speise- und Getränkeversorgung zu überbrücken sein.
Petra verstaut noch die letzten Sachen, ich kümmere mich um die Technik und bringe schon mal das Gepäck zum Auto. Danach noch mal duschen und wir können los. Das Auto versetzt mir kurz einen Schrecken, weil es meint, noch schnell ein Update installieren zu müssen. Das dauert zum Glück nicht lange und hinterher funktioniert auch noch alles.
Auf dem Weg zum Airport muss ich noch ein letztes Mal tanken. Das ist etwas, was ich in Deutschland nicht vermissen werde. Die ganze Zeit haben wir es geschafft, für weniger als 6 Dollar pro Gallone zu tanken. Eigentlich wollte ich diese Marke nicht reißen, aber heute schaffe ich es leider nicht. Ich bin überhaupt gespannt, auf welche Tankkosten wir diesmal kommen. Abgerechnet wird aber zuhause, wenn ich die Muße dafür habe.
Wir lassen uns zum Flughafen bzw. zu AVIS navigieren und drehen noch mal eine Ehrenrunde, weil ich zu früh abbiege. Hier am LAX sind die Mietwagenfirmen nicht so zentralisiert wie anderswo. Angekommen am Rückgabebereich übergebe ich den Schlüssel und fange an, auszuladen. Auf einmal kommt ein Herr und meint, wir müssten nicht ausladen, wir könnten mit dem Auto zum Terminal.
Erst dachten wir, dass wir selbst fahren sollen und im Kopf rattert es schon wieder, ob wir denn dort die Abgabestelle finden würden. Aber so schnell kann ich gar nicht denken, wie klar wird, dass uns jemand fährt. Also die Reisetasche wieder eingeladen, noch kurz gefragt, ob das extra kosten würde und eingestiegen. Chauffeurservice zum Terminal hatten wir noch nie, zumindest nicht kostenlos. Wir vermuten ja, dass das Auto eh irgendwohin zum Reinigen gefahren werden musste und der kleine Umweg dann nicht ins Gewicht fällt.
Die Fahrt wird auch sehr kurzweilig. Der Herr in unserem Alter meint, er spreche ein wenig deutsch. „Mami und Papi“ wären aus Deutschland und so könne er die Sprache. Wir unterhalten uns über unsere Reise, das Wetter, die Elektromobilität und ihre Besonderheiten in Deutschland und den USA, über Ladestation, Förderungen und Photovoltaik und vieles mehr. Es war eine sehr angenehme, lustige und unterhaltsame Fahrt.
Am Terminal schauen wir dann, wo und ob wir schon einchecken können. Die Lufthansa-Group lässt alle Airlines an denselben Schaltern abfertigen und so können wir uns an einer recht übersichtlichen Schlange für den Business Class Checkin anstellen. Letztlich dauert das dann doch etwas, weil vor uns Mutter und Tochter ihrer Haarfarbe alle Ehre machten. Egal ob gefärbt oder echt, auf jeden Fall waren sie verhaltensblond. Sie sind uns später dann noch aufgefallen, weil sie in der Schlange zur Sicherheitskontrolle noch ihre Fanta runterstürzen. Das an sich ist ja nicht schlimm, aber kurz vor der Kontrolle kramen sie noch drei oder vier weitere Getränkeflaschen raus und entsorgen sie im Müll.
Wir suchen uns dann bewusst die Schlange, in der sie nicht vor uns stehen.
Nach diesen ganzen Prozeduren ist es dann schon 13 Uhr durch und wir fahren in den 6. Stock zur Lounge. Hier ist nicht besonders viel los. Die Lounge ist sehr weitläufig mit vielen verschiedenen Sitzbereichen und wir suchen uns zwei Sessel mit Blick auf des Gewusel im Terminal.
Wir verbringen die Zeit bei Dr. Pepper, Rotwein, Snacks und Knabbereien. Ich suche Bilder für die Urlaubspost bzw. lasse dann Petra auch mit suchen, bastele die Karten an Enkel, Sohn und Schwiegertochter, die Schwiegermama und noch ein paar mehr zusammen. Zwischendurch gehen wir noch mal duschen, man möchte ja nicht verschwitzt im Flieger sitzen.
Alles in allem geht die Zeit dann doch schnell vorbei und wir wandeln stilvoll zum Gate. Hier verzögert sich das Boarding ein wenig, aber irgendwann geht es los und wir erleben wieder eine Premiere.
Müssen wir sonst immer beim Einsteigen die Bordkarte scannen, reicht in Los Angeles ein freundliches Lächeln in die Kamera (zumindest theoretisch). Vermutlich wird die Gesichtskontrolle mit dem biometrischen Pass abgeglichen, der vor der Sicherheitskontrolle eingescannt wurde. Bei mir klappt es prima, aber Petra bekommt kein grünes Licht. Hätten wir früher gedacht, dass es wieder an ihren drei Vornamen liegt, kann das ja diesmal nicht die Ursache sein. Die stehen ihr ja nicht auf die Stirn geschrieben. Nach etwas Unterstützung klappt es dann doch.
Interessant ist, dass ich während ich auf sie warte, aufgefordert werde, weiter zu gehen und Petra, nachdem sie das Türchen passieren konnte, noch von einem Sicherheitsbediensteten fotografiert wird. Das ist alles sehr merkwürdig.
Wir nehmen die Plätze ein, verstauen das Handgepäck und lassen das Verwöhnprogramm der Business Class über uns ergehen. Das Personal ist wieder sehr freundlich. Wir werden noch wegen unserer Masken angesprochen. Es sind FFP2-Masken, aber aus Stoff und das ist eigentlich nicht gestattet. Man merkt aber, dass Lufthansa das Personal angewiesen hat, nicht um jeden Preis auf der Einhaltung der Regeln zu bestehen.
Nach dem Start wird dann das Essen serviert und danach geht es in den Schlafmodus. Ich komme nicht so recht zur Ruhe, vielleicht auch, weil es im Flieger ziemlich warm ist. So zappe ich mich durch das Unterhaltungsangebot und bleibe bei Kevin Costner und dem durchaus sehenswerten Film „Let him go“ hängen. Danach kann ich doch noch ein wenig Schlaf finden.