Eine Schlucht zum Schluchzen
Heute soll ein großer Wunsch von mir erfüllt werden. Schon lange träumte ich davon, den Grand Canyon zu sehen und heute nun soll der Traum Wirklichkeit werden.
Morgens haben wir es nicht eilig. Es wird in Ruhe gefrühstückt und die Sachen für die Tagestour werden gepackt. Wir haben den ganzen Tag für den Grand Canyon vorgesehen inkl. Sonnenuntergang. Irgendwann nach 9 sind wir fertig und es geht los.
Ein paar Meilen sind es schon noch bis zum Nationalpark und so fahren wir durch eine flache, bewaldete Gegend. Ab und an sieht man neben der Straße auch ein paar Felsen, aber die sind nicht so spektakulär. Irgendwann kommen wir dann am Eingang des Nationalparks an und holen uns den Jahrespass für 80 $. Damit haben wir dann auch den Eintritt in die anderen National- und verschiedenen weiteren Parks, ohne erneut zahlen zu müssen. Ich verrate sicher nicht zuviel, aber der Pass hat sich schon in diesem Urlaub amortisiert.
Nun geht die Fahrt in Richtung Grand Canyon Village und bei einem Hinweis auf das Visitor-Center biegen wir ab und finden einen Parkplatz, wo wir unser Auto abstellen. Zunächst statten wir dem Visitor-Center einen Besuch ab. Eigentlich, um nach einem Automaten für die Bargeldversorgung zu schauen, den wir aber dort nicht finden. Wir versuchen immer möglichst mit Bargeld zu zahlen, da wir dieses weltweit kostenlos am Automaten ziehen können und die normalen Kreditkartenzahlungen immer mit einer Auslandseinsatzgebühr verbunden sind.
Nun soll es aber los gehen und wir folgen den Hinweisschildern in Richtung Rim. Der Weg schlängelt sich ein wenig dahin und auf einmal, nach einer kleinen Anhöhe kommt der Moment, den ich wohl mein Leben nicht so schnell vergessen werde. Man macht drei Schritte und muss stehen bleiben, ob der Weite und Tiefe, die sich vor einem auftut. Die Überschrift mit dem Schluchzen ist sicher etwas übertrieben, aber ich war schon sehr ergriffen.
Meinereiner am Abgrund
Es ist alles so groß und manches so klein dagegen
Nun ging es zu Fuß am Rim entlang. Hinter jeder Biegung gibt es einen neuen, gigantischen, einzigartigen Blick auf die Schlucht der Schluchten. Ich werde im Laufe des Tages weit über 300 Fotos geschossen haben, von denen 280 nach Ausmusterung der misslungenen übrig bleiben. Zum Glück ist es in der Digitalfotografie kein Kostenfaktor, ein paar Bilder mehr zu machen.
Es gab den Milleniumtrail, an dem verschiedene Erdepochen mit den passenden Gesteinen ausgestellt waren. Leider haben einige Zeitgenossen die Steine entwendet oder vom Podest gestoßen, so dass ich hier versuche, die Lücke zu füllen.
Nach der ersten längeren Runde am Rim in der Nähe vom Visitor-Center haben wir den Bus-Shuttle genutzt. Dieser ist in der Saison die einzige Möglichkeit, am Rim motorisiert in Richtung Westen voran zu kommen.
Wir sind bis zum Ende, „Hermits Rest“, gefahren, haben am dortigen Kiosk eine Kleinigkeit gegessen und ’nen Kaffee getrunken und sind dann wieder zurück spaziert, immer von einem Haltepunkt zum nächsten, bis die Beine nicht mehr wollten und wir mit dem Bus zurück fuhren.
An Hermits Rest
Nun war es auch schon später Nachmittag und wir schlenderten zurück zum Auto, um in Richtung Osten noch ein wenig an der Schlucht entlang zu fahren. Wir haben noch ein paar Viewpoints abgeklappert, um dann am „Desert View“, dem östlichsten Aussichtspunkt, auf den Sonnenuntergang zu warten.
Trotz des netten Versuchs war die Sonne nicht aufzuhalten
Während der Wartezeit sind wir mit verschiedenen Leuten in’s Gespräch gekommen, so auch mit einem deutschen Pärchen, welches etwas fröstelnd auf den Sonnenuntergang wartete. Sie waren gerade aus der Gegend um Page eingetrudelt. Dort hatten sie 40 °C und waren im Lake Powell baden und nun waren es einige Grade weniger. Petra hat sich gefreut, denn in die Richtung soll es morgen gehen und sie liebt die Wärme.
Langsam aber sicher näherte sich die Sonne den gegenüberliegenden Felsen und tauchte den Grand Canyon in ein ständig wechselndes Licht. Die Stimmung war wieder gänsehautwürdig. Die bereits im Schatten liegenden Teile der Schlucht riefen mir die Bedeutung des Begriffs „blaue Stunde“ ins Gedächtnis und die von der Sonne noch angestrahlten Felsen wechselten fortlaufend die Rottöne in denen sie erglühten.
Die Bilder hier können nur ansatzweise wiedergeben, was man da zu sehen bekam.
Sonnenuntergang am Desert View
Sonnenuntergang am Desert View
Sonnenuntergang am Desert View
Nachdem die Sonne untergangen war und sich langsam die Dunkelheit breit machte, sind wir k.o. aber immer noch begeistert zum Auto zurück und in Richtung Vallé gefahren. Irgendwo auf der Strecke zum Motel haben wir dann noch an einer Pizzeria gehalten und zu Abend gegessen. Da war es dann schon nach 21 Uhr und wir rechtschaffen müde. Das hieß, schnell ins Motel und ab ins Bett, denn morgen geht es wieder los in Richtung Page und noch ein Stück weiter.