Ein Balkon in Verona oder „Luigi, der Taschenspieler“
Die gestrige Vorhersage scheint zuzutreffen. Wir haben sogar Morgensonne auf den Weinreben.
Nach dem Frühstück teste ich kurz die Ladesäule, die von der Unterkunft bereitgestellt wird. Man bedient sich eines Dienstleisters, dessen App ich mir herunterlade und ich bekomme den Ladeprozess relativ unkompliziert gestartet und auch beendet. Der Preis ist auch o.k. und damit steht der Plan, heute Abend das Auto anzuschließen und voll zu laden, damit wir morgen mit vollem Akku in Richtung Heimat aufbrechen können.
Nach diesem Testlauf fahren wir nach Verona. Ich habe auch hier, wie bei allen anderen Städten die wir angesteuert haben, im Vorfeld die Optionen zum Parken recherchiert. Die Wahl fällt auf ein Parkhaus in der Stadt. Allerdings klappt das nicht so, wie gedacht. Auf dem Weg zum Parkhaus steht an der Straße ein Verkehrsschild, welches die Straße sperrt. Mein italienisch ist leider nicht ausreichend, um im Vorbeifahren zu erfassen, wer einfahren darf und wer nicht.
So stellen wir uns dann doch auf einen Parkplatz mit Parkschein und haben erst mal nur 2 Stunden Zeit. Da wir aber immer noch recht zentrumsnah geparkt haben, gehen wir halt nach zwei Stunden noch mal zum Auto und ziehen einen neuen Parkschein.
Der erste Weg führt uns zur Arena di Verona, einem alten Amphitheater, welches heute als Veranstaltungsort genutzt wird. Das wird uns klar, als wir das Gebäude eingezäunt vorfinden und in der Umzäunung jede Menge Technik und Bühnenbilder zu sehen sind. Heute Abend wird dort eine italienische Gazzelle singen und im Juni beginnt das „Arena di Verona Opera Festival“.
Wir kämpfen uns durch die Massen auf dem „Piazza Bra“ und sehen zu, dass wir in ein paar ruhigere Nebenstraßen kommen. Wir schlendern ohne konkretes Ziel und gelangen zum „Castelvecchio“, dessen Innenhof wir bestaunen und dessen Museum wir ignorieren. Da ich weiß, dass wir uns Julias Balkon nicht anschauen werden, fotografiere ich einfach den am Museum angeflanschten. So habe ich zumindest nicht gelogen, sollte ich auf Nachfrage zugeben, dass ich in Verona den Balkon gesehen habe.
Einmal um den Palast herum und man kann über die Ponte Scaligero, auch Ponte di Castelvecchio genannt, ans andere Ufer der Etsch gelangen. Der Fluss führt nach den Niederschlägen der letzten Tage recht hohes Wasser. Hier spazieren wir bis zur nächsten Brücke und gehen wieder in Richtung Zentrum. Es wird auch langsam Zeit, das Parkticket zu verlängern.
Auf dem Weg zu Robert kommen wir an einem Parkautomaten vorbei und vor diesem steht ein gut gekleideter Herr, nennen wir ihn einfach mal Luigi, und fragt auf englisch, ob wir ihm behilflich sein könnten und einen Euro wechseln. Man ist ja hilfsbereit, also holt Petra ihr Portemonnaie raus und sucht nach Kleingeld. Ich habe selbst eigentlich nie Kleingeld am Mann, also schaue ich nur interessiert zu.
Auf einmal nimmt das Geschehen eine unerwartete Wendung. War bisher vom Wechseln in Kleingeld die Rede, tauchen auf einmal weitere 1-Euro-Stücke in seiner Hand auf und nun sollen die plötzlich in einen 5-Euro-Schein gewechselt werden. Wir sind schon so ins Geschehen eingebunden, dass wir uns in dem Moment gar nicht wundern. Jetzt kann ich aber helfen und krame aus meinem Kartenetui den Schein. Und hier wird Luigi dann enttäuscht, denn da ich kein Kleingeldfach habe, kann er nicht einfach die Münzen dort hinein werfen, sondern ich halte die Hand auf und tausche den Schein gegen die 5 Münzen.
Unsere Vermutung etwas später war die, dass er nicht vor hatte, alle 5 Münzen in das Kleingeldfach zu werfen, sondern taschenspielermäßig eine oder zwei Münzen zu transferieren und den Rest in der Hand zu behalten.
Ich habe kurz danach geprüft, ob alle Karten noch im Etui sind oder andere Scheine fehlen, aber alles ist wie es sein soll. Danach begutachten wir die Münzen und können auch hier keine Auffälligkeiten entdecken. Daher bleibt eigentlich nur die Erklärung mit der Münzübergabe. Nun muss Taschenspieler-Luigi erst mal den Schein wieder in Münzen wechseln gehen, ehe er erneut versuchen kann, andere Touristen abzuzocken.
Am Auto angekommen, merken wir unsere Füße und beschließen, die Parkzeit nicht zu verlängern. Stattdessen fahren wir wieder heim bzw. in die kleine Stadt neben der das Weingut liegt.
Hier ist nicht viel los. Aber „überall wohin man schaut, wird aufgebaut“ und zwar Buden und Bühnen und mobile Ausschänke. Einem Parkverbotsschild entnehmen wir, dass hier am Wochenende ein Weinfest stattfindet und bekommen so die Erklärung für die Betriebsamkeit.
Wir machen noch ein paar Fotos und dann geht’s zurück aufs Gut. Hier kaufen wir noch etwas Wein als Mitbringsel für uns, ich versorge Robert mit Strom und Petra packt schon ein paar Sachen zusammen, die ich dann noch ins Auto bringe.
Wir essen zu Abend, daddeln noch etwas rum, schauen zwei weitere Folgen vom Rookie und schon ist der letzte Abend für uns in Italien vorbei. Morgen fahren wir dann bis nach Deutschland, übernachten kurz hinter der Grenze und noch einen weiteren Tag später machen wir erneut Zwischenstopp bei den Kindern und Enkeln. Felix hat am Sonntag Geburtstag und da passt es natürlich gut, dass wir noch einmal mit ran fahren.
Wer nicht noch bleiben möchte, kann hier mit uns zurück fahren…